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Tagesspiegel
Frauen auf dem Weg nach oben
Mentoring: Das UdK-Programm
Seda Nigbolu sprach mit Sigrid Haase
Datum: 16.07.2009
www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonderthemen-UdK-Berlin;art893,2848057
Als bundesweit erste und einzige Kunsthochschule unterstützt
die UdK Berlin Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen
gezielt auf deren Weg zur Professur. Seda Nigbolu sprach mit
Sigrid Haase, Leiterin des Mentoring-Programms der UdK, über
die Ziele des Programms und die Position von Frauen an den
Universitäten.
Frau Haase, an wen richtet sich
das Programm?
Wir wollen Frauen unterstützen, die auf dem Weg zur Professur
sind: Wissenschaftlerinnen, die sich habilitieren oder schon
habilitiert haben, Juniorprofessorinnen sowie Künstlerinnen,
die sich an herausragender Stelle im künstlerischen Umfeld
positioniert haben. Lehrerfahrung an Kunsthochschulen ist
eine Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm.
Zwischen zehn und zwölf Mentees nehmen wir nach einem
aufwändigen Auswahlverfahren pro Jahr auf. Sie wählen
einen Mentor oder eine Mentorin, von denen sie in einer Eins-zu-Eins-Beziehung
ein Jahr lang betreut werden. Darüber hinaus gibt es
ein Begleitprogramm mit Seminaren und Workshops. Die Mentees
können unter anderem lernen, wie man sich am besten präsentiert,
wie Hochschulstrukturen funktionieren, wie Netzwerke aufgebaut
und gepflegt werden.
Wer sind die Mentoren?
Das sind Professorinnen und Professoren der UdK Berlin, aber
auch der anderen Berliner Kunsthochschulen. Das heißt,
die Mentees werden von Personen betreut, die Berufungsverfahren
kennen und eine Position in der Institution innehaben. Als
Insider können sie Tipps, Tricks und Strategien vermitteln.
Warum brauchen junge Künstlerinnen
und Wissenschaftlerinnen ein Mentoring-Programm?
Es gibt genügend hochqualifizierte Künstlerinnen
und Wissenschaftlerinnen, die überdies international
anerkannt sind. In den Netzwerken agieren aber eher Männer.
Und die Wissenschaftler und Künstler versuchen meist,
einen Kollegen an die Hochschule zu berufen. Was Frauen noch
fehlt, ist die Selbstverständlichkeit, in Netzwerken
miteinander zu kooperieren. Allerdings sind Frauen aufgrund
ihrer geringeren Anzahl in Hochschulgremien weniger vertreten;
da dominieren die Männer bzw. deren künstlerische
Positionen. Immerhin: Im „Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten“
gehört die UdK in der Gesamtbewertung der Künstlerischen
Hochschulen bundesweit zur Spitzengruppe: Wir haben über
33 Prozent Professorinnen und viele Frauen im Mittelbau.
Hat die Beziehung zwischen Mentee
und Mentorin oder Mentor hierarchische Strukturen?
Es darf kein Arbeits- oder Dienstverhältnis bestehen.
Die Mentee soll die Richtung und das Tempo der Mentoring-Beziehung
vorgeben. Die Mentorin und der Mentor verstärken und
beschleunigen. Das ist ein Gewinn für beide Seiten.
Wie viele Mentees sind bisher Professorinnen geworden?
Über die Hälfte. Wenn man Gastprofessorinnen dazu
zählt, sind es fast drei Viertel. Aus der jeweiligen
Mentee-Gruppe entsteht im Laufe der Zeit ein Netzwerk. Sie
unterstützen sich sehr intensiv.
Kommt es auch vor, dass eine
Mentee sich nach dem Mentoring-Programm entscheidet, nicht
Professorin zu werden?
Ja, und das ist ebenfalls ein Gewinn! Mir geht es nicht nur
darum, dass viele Mentees Professorinnen werden. Im Rahmen
von Karriereentwicklung ist es wichtig, Entscheidungen zu
treffen, beispielsweise sogar zu sagen: „Ich will mich
weiter im freien Kunstgeschehen behaupten“ oder „Ich
möchte ein eigenes Institut gründen“.
Aviva Berlin
Die Universität der Künste ist
Vorreiterin: Mentoring in Kunst und Kultur
Anja Kesting
Datum: 12.12.2002
http://www.aviva-berlin.de
Der erste Mentor war ein Mann, Freund und Förderer von
Odysseus. Er wachte über sein Haus und Hof als Odysseus
auf Reisen ging. Damals gab es also auch schon das old-boys-network...
... und heute schachert sich das "starke Geschlecht"
immer noch gegenseitig die Jobs zu.
"Bei dieser Stelle haben wir dich nicht durchgebracht,
aber die nächste ist deine, oder wir schreiben die Stelle
so aus, dass sie auf dich zugeschnitten ist", sagt Adrienne
Goehler, Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, das undurchschaubare
Geflecht der Herren, die sich untereinander alle mal einen
"Gefallen" schulden.
Frauen bleiben draußen, kommen bei diesem Geschachere
nicht vor. Gibt es eigentlich funktionierende Netzwerke zwischen
Frauen oder ist ihr Arbeitsleben durch Stutenbissigkeit geprägt?
Eine rhetorische Frage? Bei weitem nicht. Damit dieser Zustand
nicht so bleibt, hat die Universität der Künste
Berlin (UdK) als erste Hochschule bundesweit ein Mentoring-Programm
ins Leben gerufen. So sollen erstmalig Künstlerinnen
und Wissenschaftlerinnen mit dem Berufsziel "Professorin
an einer Kunsthochschule" gezielt in Netzwerke eingeführt
und bei der Karriereplanung von ihren MentorInnen, ProfessorInnen
der UdK, systematisch beraten werden. Ganz nach dem Vorbild
von Athene, Schutzgöttin der Kunst und Wissenschaft,
die in Gestalt eines Mannes Telemachos, dem Sohn von Odysseus,
als erste weibliche Mentorin zur Seite stand.
Das Besondere bei diesem Konzept sind die Teilnehmenden: Künstlerinnen
aller Sparten und Wissenschaftlerinnen mit fachlicher Nähe
zur Bildenden Kunst, Gestaltung, Darstellenden Kunst, Theater
oder Musik treffen auf ProfessorInnen aus der Hochschullandschaft.
Daraus ergibt sich eine Symbiose: Die einen geben Erfahrungen
und Insiderwissen weiter und profitieren aber auch von den
jüngeren Mentees, die sich bereits in der zeitgenössischen
Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsszene positioniert haben,
aber noch nicht an der Kunsthochschule etabliert sind.
Initiatorin des Mentoring-Programms, Dr. Sigrid Haase, Frauenbeauftragte
der UdK, zeigte sich überrascht über die große
Resonanz der Ausschreibung. Über hundert Künstlerinnen
und Wissenschaftlerinnen, nicht nur aus Berlin, sondern bundesweit,
bewarben sich als Mentee für die zehn freien Stellen.
"Die Begeisterung ist groß. In Ihren Bewerbungsschreiben
schlagen die Mentees ungewöhnliche Maßnahmen vor,
die im Mentoring-Programm an einer Kunsthochschule entwickelt
werden können", freut sich Dr. Sigrid. Haase bei
der Präsentation des Programms am 5. Dezember 2002 in
der UdK.
Frau darf auf die Ergebnisse gespannt sein, die in einem Jahr
von MentorIn und Mentee präsentiert werden. Dass sich
nicht nur in den oberen Führungsetagen, sondern auch
in den Köpfen der Frauen, etwas ändern muss, zeigt
das Ergebnis einer internen Studie unter Studentinnen: 96
Prozent von ihnen geben als Berufziel "Professor an einer
Kunsthochschule" an. Erschreckend! Deshalb sollte das
Mentoring-Programm der Universität der Künste Schule
machen, so dass in den nächsten Jahren bundesweit an
Hochschulen Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen in
diesem Sinne gefördert werden.
Weitere Informationen sind unter www.mentoring.udk-berlin.de
erhältlich. Aviva Berlin.
Tagesspiegel
Mit Mentor auf dem Weg. Die UdK startet
ein Förderprogramm für Frauen
Juliane von Mittelstaedt
Datum: 09.12.2002
Mentoring ist in Mode und doch schon 2800 Jahre alt. Seine
Renaissance erlebt es derzeit leicht abgewandelt in Bereichen
der Politik ("Fördern und Fordern") und da,
wo es herkommt: in der Wissenschaft. Die Idee individueller
geistiger Gönnerschaft ist mithin nicht neu, aber in
Zeiten knapper Ressourcen so aktuell wie nie.
Laut Homer war Mentor ein griechischer Held und Freund von
Odysseus. Als der Ithaka Richtung Troja verließ, vertraute
er Mentor seinen Sohn Telemachos an. Der erste Mentor war
also ein Mann, und diese Tradition hielt sich fast 2800 Jahre.
Allerdings haben die männlichen Förderer eines übersehen:
Die Göttin Athene schlüpfte wiederholt in die Gestalt
des Mentor und verhalf Telemachos zu Erfolg. Ist der Ur-Mentor
also eigentlich eine Frau? Homer schweigt sich dazu aus. Aber
klar ist: Nicht nur Telemachos wäre ohne seinen Mentor
nicht bis Pylos gekommen, sondern auch die moderne Frau kann
von solchem Beistand profitieren.
Doch das antike Verhältnis zwischen väterlich-belehrendem
Mentor und Schützling - das gehört mittlerweile
ins Geschichtsbuch, meint Sigrid Haase, Frauenbeauftragte
der Universität der Künste (UdK). An die Stelle
einer streng hierarchischen Beziehung setzt sie das Bild vom
Tandem: Die Mentee, der in diesem Fall also weibliche Schützling,
gibt Richtung und Ton an, und der Mentor strampelt. Eine Art
Schicksalsgemeinschaft also, die gemeinsam vorankommen will.
Diesem Prinzip folgt das neue Mentoring-Programm der UdK für
Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen -"Berufsziel
Professorin an einer Kunsthochschule".
Zwar ist an der UdK immerhin jeder fünfte Professor eine
Professorin - aber der akademische Lorbeer hängt noch
immer für viele Frauen zu hoch. Daher der Modellversuch,
der aus dem Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit
von Frauen in Forschung und Lehre kofinanziert wird. Mit ihrem
Lieblingsbegriff von der "Geschlechterstereotypen-Kompetenzvermutung"
beschreibt Susanne Ahlers, Staatssekretärin für
Arbeit und Frauen, das Repräsentanzproblem. Auch Ex-Kultursenatorin
Adrienne Goehler, Festrednerin bei der Taufe der Mentees,
sieht das ungeschriebene "Dazwischen" bei Berufungsverfahren
als (frauen-) limitierenden Faktor an. "Beziehungserforschungsprozess"
müsse das Mentoring daher eigentlich heißen. Das
Geheimnis dieses "Dazwischen" werden die Mentoren
nun lüften.
Die "professoralen Paten und Patinnen" führen
die Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aller Sparten
gezielt in Netzwerke ein und beraten bei der Karriereplanung.
Ist das neu? Wenn nicht, dann auf jeden Fall rar - und daher
begehrt: Über hundert Interessierte haben sich auf die
erste Ausschreibung hin beworben, elf "Tandems"
wurden für die einjährige Pilotphase besetzt. Homer
würde vermutlich sagen: für den langen Weg nach
Pylos.
Berliner Zeitung
Zum Lehrstuhl geleitet
Datum: 28.11.2002
Die UdK hilft Frauen, Professorin einer Kunsthochschule zu
werden.
Als erste deutsche Kunsthochschule startet die Universität
der Künste (UdK) Berlin ein Mentoring -Programm für
Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, das sie dem Berufsziel
"Professorin an einer Kunsthochschule" näher
bringen soll. Finanziell unterstützt wird die Universität
dabei vom Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit
von Frauen in Forschung und Lehre. Darin ist die Erhöhung
des Anteils von Professorinnen als wichtigstes Ziel definiert.
Für die erste Runde des Mentoring -Pogramms haben sich
mehr als 120 Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aus
dem In- und Ausland beworben. Die Teilnehmer des Programms
werden von Professorinnen und Professoren der Universität
der Künste betreut. "Sie werden unterstützt
und beraten, um sich auf eine Professur an einer Kunsthochschule
bewerben zu können", sagt Jörg Kirchhoff, Pressesprecher
der UdK. Sie lernen unter anderem, die richtige Strategie
für ihrer Karriere zu finden, Anfangsfehler zu vermeiden,
Kontakte zu knüpfen; sie können zudem ihre ersten
Lehrerfahrungen sammeln.
Die öffentliche Auftaktveranstaltung findet am Donnerstag,
5. Dezember 2002, 14 Uhr, im Kammersaal der UdK, Fasanenstr.
1 B, statt. Die ehemalige Berliner Kultursenatorin und jetzige
Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, Adrienne Goehler, wird
den Festvortrag "avanti populae" halten. (BLZ)
"arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR
SOZIALWESEN 36/02", Wissenschaftsladen Bonn
Chancen für Künstlerinnen
Die Universität der Künste in Berlin (UdK) sucht
über eine Anzeige in der "Zeit" vom 22.August
2002 zwischen Oktober 2002 bis September 2003 weibliche Mentees
für ein "Mentoring-Programm in Kunst und Kultur"
mit dem Berufsziel, Professorin an einer Kunsthochschule zu
werden. Die zeitlich begrenzte, professionelle Beziehung zu
einer Mentorin oder einem Mentor aus der Professorinnen- und
Professorenschaft der UdK wird durch ein Rahmenprogramm und
den Zugang zu relevanten Netzwerken ergänzt. Teilnehmen
können Künstlerinnen, die sich an herausragender
Stelle im künstlerischen Umfeld positioniert haben, und
habilitierte bzw. sich habilitierende Wissenschaftlerinnen
sowie Juniorprofessorinnen.
Schriftliche Bewerbungen sind bis zum 16.September 2002 zu
richten an die Universität der Künste Berlin, Büro
für Gleichstellungspolitik und Mentoring, Dr. Sigrid
Haase. Postfach 120544, 10595 Berlin. Ein Bewerbungsformular
und nähere Einzelheiten zu den Inhalten des Förderprogramms
kann unter www.mentoring.udk-berlin.de
heruntergeladen werden.
Textarchiv der Berliner Zeitung, Feuilleton
Nicht ohne meinen Mentor
Annette Keck
Datum: 19.07.2002
Erfahrene Berater für Studenten: Was in anderen Ländern
bereits normal ist, verbreitet sich auch an deutschen Universitäten.
Als Vera Pohle mit 35 Jahren anfing an der TU Berlin Erziehungswissenschaften
zu studieren, war sie hoch motiviert. Über den Paragrafen
11 des Berliner Hochschulgesetzes hatte es sie an die Universität
verschlagen - ohne Abitur, dafür mit Ausbildung und langer
Erfahrung als Erzieherin. Allerdings: Ans Lernen war sie nicht
mehr gewöhnt, sie musste ihr Studium und einen Job von
20 Wochenstunden unter einen Hut bringen und kannte den Unialltag
nicht.
Ein Brief ihrer Universität machte sie auf ein Mentoring-Programm
aufmerksam, in dem Dozenten Studenten im Grundstudium persönlich
beraten und begleiten. Vera Pohle wurde der Gruppe von Helga
Marburger, Professorin für interkulturelle Erziehung,
zugeteilt. Mehrere Male trafen sich die sechs Studenten bisher
mit ihrer Mentorin. In den Sitzungen klärt Helga Marburger
Fragen wie: "Warum kann ich im 2. Semester kein Hauptseminar
besuchen?" und "Was ist der Unterschied zwischen
einem Haupt- und einem Proseminar?". Die Dozentin gibt
auch persönliche Ratschläge. Um Vera Pohle die Wahl
der Nebenfächer zu erleichtern und mögliche Berufsfelder
aufzuzeigen, wies sie die Studentin auf eine Veranstaltung
hin, bei der Geisteswissenschaftler ihren Beruf oder ihr Unternehmen
vorstellten. "Ich habe da erst einmal gesehen, in welchen
Bereichen Geisteswissenschaftler überhaupt tätig
sind", sagt Vera Pohle.
Fester Punkt in der Anonymität
Mentoring-Gruppen wie an der TU sind die Ausnahme. Normalerweise
findet Mentoring zwischen zwei Personen statt. Ein erfahrener
Berater (Mentor) unterstützt und fördert seinen
jüngeren, unerfahrenen Schützling, Mentee genannt,
vor allem durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen.
Manche Mentoren führen ihre Mentees in Netzwerke ein
und nehmen sie auf Veranstaltungen mit. Mentoren erhalten
keine Bezahlung.
Die Idee stammt aus den USA, wo das Mentoring seit den 70er-Jahren
praktiziert wird. Mittlerweile bieten auch in Deutschland
Unternehmen, Parteien, Vereine, Berufsverbände und Universitäten
Mentoring-Programme an. Das Mentoring an der TU Berlin wird
ohne zusätzliche finanzielle Mittel und Kapazitäten
von sechs Dozenten durchgeführt. "Wir möchten
den Studenten Orientierung und ein kontinuierliches Feedback
geben", sagt Rebekka Orlowsky, eine der Initiatorinnen.
"Sie studieren dann effektiver und schneller." Außerdem
wirkt sich das Programm positiv auf das Klima aus. Die Mentoring-Gruppe
ist für Vera Pohle ein "fester Treffpunkt in der
Anonymität der Uni" geworden. Zwischen ihr und der
Dozentin entstand ein Vertrauensverhältnis. In erster
Linie profitieren natürlich die Mentees von den Gesprächen.
Aber auch für Mentoren lohnt sich der Zeitaufwand. "So
erfahre ich die Meinung der Studenten über meine Veranstaltungen,
etwa ob das Niveau zu hoch ist", sagt Helga Marburger.
Die meisten Mentoring-Angebote im universitären Bereich
kommen Frauen zugute. Es gibt Mentoring für Frauen, die
eine universitäre Laufbahn anstreben und Programme zur
Förderung von Frauen in naturwissenschaftlich-technischen
Fächern. Andere Programme von Hochschulen haben zum Ziel,
den Studenten einen Einblick in die Berufswelt zu ermöglichen
und ihnen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Dazu
gehört das Mentorinnennetzwerk "Meduse" der
Universität Essen. Es vermittelt kostenlos Kontakte.
Dabei achtet die Koordinatorin Renate Klees-Möller darauf,
dass sie den Mentees eine Mentorin zur Seite stellt, die in
dem Bereich arbeitet, für den sich die Mentee interessiert.
Darüber hinaus bietet "Meduse" aber auch ein
Training für beide an - für Mentees beispielsweise
Kurse über Selbstpräsentation und für Mentorinnen
Workshops zur Vorbereitung auf die neue Aufgabe, aber auch
Veranstaltungen, die sie aus beruflichen Gründen interessieren.
Meduse" ist ein Angebot nur für Frauen. "Empirische
Studien belegen, dass Frauen zwar hoch qualifiziert die Universitäten
verlassen, aber schlechtere Einstiegschancen in den Beruf
haben als Männer, weniger als ihre männlichen Kollegen
verdienen und als Berufsanfänger nicht so hohe Positionen
bekleiden", begründet es Renate Klees-Möller.
Finanziert wird "Meduse" durch die Universität
und das Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalens.
Die Rolle der Chemie
Eine der Studentinnen, die durch "Meduse" den Kontakt
zu einer Mentorin aufbauen konnten, ist Eszter Belinszki.
Die 29-Jährige studierte Wirtschaft und Sozialwissenschaften
und promoviert gerade. Sie möchte Unternehmensberaterin
werden. Dazu will sie Informationen über Beruf und Branche
aus erster Hand erhalten, aber auch herausfinden, ob ihre
Fähigkeiten und Kenntnisse überhaupt dazu passen.
Ihre Mentorin Birgit Henrichfreise arbeitete in einer Unternehmensberatung,
bevor sie sich in ihrem Beruf selbstständig gemacht hat.
Einmal im Monat setzen sich beide zusammen und diskutieren
über Fragen wie: "Welche Unternehmen sind die wichtigsten
in der Branche?" und "Wie akquirieren die Berater
neue Aufträge?"
Als ihre Mentee sich um eine Praktikumstelle bewerben wollte,
versorgte Birgit Henrichfreise sie mit Namen und Adressen
von Personalreferenten. Sie begutachtete Bewerbungsschreiben
und bereitet auf Vorstellungsgespräche vor. "Ich
weiß, wie wichtig es ist, für Fragen der Karriereplanung
einen Ansprechpartner zu haben", sagt sie. Beide haben
vereinbart, ihre Gespräche auch nach dem Ende des Mentoringjahres
fortzuführen. "Die Chemie zwischen uns stimmt einfach",
sagt Eszter Belinszki. Dies ist vielleicht das Wichtigste
für eine erfolgreiche Mentoring-Beziehung.
Persönliche Förderung
Die Idee des Mentoring stammt aus den USA, wo es seit den
70er-Jahren praktiziert wird. Auch im deutschsprachigen Raum
findet es immer größere Verbreitung. Neben Unternehmen,
Parteien und Verbänden haben auch Universitäten
Mentoring-Programme, vor allem zur Förderung von Chancengleichheit
für Frauen.
Eine Auswahl: Die Universität
Bremen bietet ein Mentoring-Programm für Informatikerinnen.
Die Universität der Künste fördert akademische
Karrieren mit dem Programm "Berufsziel: Professorin".
Mentoring-Programme finden sich an den TUs Berlin und Clausthal.
"Mentoring Deutschschweiz" fördert in Bern,
Basel, Freiburg, Luzern, St. Gallen und Zürich Akademikerinnen.
In ihrem Buch "Mentoring. Persönliche Karriereförderung
als Erfolgskonzept" zeigt Nele Haasen, welche Bedingungen
für den Erfolg des Mentoring nötig sind (Heyne Verlag,
2001, 9,95 Euro). Quelle: www.BerlinOnline.de © 2001
G+J BerlinOnline GmbH & Co. KG, 13.09.2002
Tagesspiegel
Geschlechterrollen kann man verlernen
Sigrid Haase
Datum: 07.12.2001
Die UdK beleuchtet das Verhältnis von Mann zu Frau Man
wird nicht als Frau geboren, sondern zur Frau gemacht. Wie
das geht, können alle Interessierten seit nunmehr drei
Jahren in „Gender Talks“ an der UdK mit unterschiedlichen
Referentinnen und Referenten diskutieren.
Doch an der UdK wird nicht nur über Gender geredet. Seit
dem Sommer gibt es für Studierende Gender Trainings als
Blockveranstaltungen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
für das „(Un-)Doing Gender“ sensibilisieren
sollen, also dafür, wie Geschlechterrollen erlernt und
auch wieder verlernt werden können. Außerdem wird
geübt, alltägliche Situationen unter Gender-Aspekten
zu analysieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Frage: Was heißt
Gender im Kontext der verschiedenen Fach- und Geschlechterkulturen
der UdK?
Eine weitere Besonderheit an der UdK ist ihr Mentoringprogramm,
mit dem die Chanchengleichheit von Frauen in Kunst und Wissenschaft
vorangetrieben werden soll, damit die Zahl der Professorinnen
wächst. Die UdK ist bundesweit die erste Kunsthochschule,
die versucht, herausragende Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen
mit Unterstützung von Mentorinnen ihrem Berufsziel „Professorin
an einer Kunsthochschule“ näherzubringen. Dabei
ist Mentoring nur eine der drei Säulen des Programms:
Die beiden anderen sind Training und Networking. Das Mentoring-Programm
startet mit einer einjährigen Pilotphase. Über eine
öffentliche Ausschreibung werden Künstlerinnen und
Wissenschaftlerinnen gesucht, die als Mentees an dem Programm
teilnehmen möchten. Im kommenden Sommersemester wird
das Programm einem Fachpublikum vorgestellt, im Jahr darauf
beginnt die Umsetzung.
Mehr Informationen sind den Jahrbüchern der Frauenbeauftragten
„Musen & Mythen“ zu entnehmen (unter Telefon
3185 – 2714 erhältlich). Sie dokumentieren die
gleichstellungs- und hochschulpolitischen Aktivitäten
und Diskurse zu Gender sowie Interviews mit ausgewählten
Persönlichkeiten des künstlerischen und kulturellen
Feldes.
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