Mentoring UdK

in Kunst und Kultur
an der Universität der Künste Berlin
 
 

 

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Tagesspiegel
Frauen auf dem Weg nach oben
Mentoring: Das UdK-Programm
Seda Nigbolu sprach mit Sigrid Haase
Datum: 16.07.2009
www.tagesspiegel.de/zeitung/Sonderthemen-UdK-Berlin;art893,2848057

Als bundesweit erste und einzige Kunsthochschule unterstützt die UdK Berlin Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen gezielt auf deren Weg zur Professur. Seda Nigbolu sprach mit Sigrid Haase, Leiterin des Mentoring-Programms der UdK, über die Ziele des Programms und die Position von Frauen an den Universitäten.

Frau Haase, an wen richtet sich das Programm?
Wir wollen Frauen unterstützen, die auf dem Weg zur Professur sind: Wissenschaftlerinnen, die sich habilitieren oder schon habilitiert haben, Juniorprofessorinnen sowie Künstlerinnen, die sich an herausragender Stelle im künstlerischen Umfeld positioniert haben. Lehrerfahrung an Kunsthochschulen ist eine Voraussetzung für die Aufnahme in das Programm. Zwischen zehn und zwölf Mentees nehmen wir nach einem aufwändigen Auswahlverfahren pro Jahr auf. Sie wählen einen Mentor oder eine Mentorin, von denen sie in einer Eins-zu-Eins-Beziehung ein Jahr lang betreut werden. Darüber hinaus gibt es ein Begleitprogramm mit Seminaren und Workshops. Die Mentees können unter anderem lernen, wie man sich am besten präsentiert, wie Hochschulstrukturen funktionieren, wie Netzwerke aufgebaut und gepflegt werden.

Wer sind die Mentoren?

Das sind Professorinnen und Professoren der UdK Berlin, aber auch der anderen Berliner Kunsthochschulen. Das heißt, die Mentees werden von Personen betreut, die Berufungsverfahren kennen und eine Position in der Institution innehaben. Als Insider können sie Tipps, Tricks und Strategien vermitteln.

Warum brauchen junge Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen ein Mentoring-Programm?
Es gibt genügend hochqualifizierte Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, die überdies international anerkannt sind. In den Netzwerken agieren aber eher Männer. Und die Wissenschaftler und Künstler versuchen meist, einen Kollegen an die Hochschule zu berufen. Was Frauen noch fehlt, ist die Selbstverständlichkeit, in Netzwerken miteinander zu kooperieren. Allerdings sind Frauen aufgrund ihrer geringeren Anzahl in Hochschulgremien weniger vertreten; da dominieren die Männer bzw. deren künstlerische Positionen. Immerhin: Im „Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten“ gehört die UdK in der Gesamtbewertung der Künstlerischen Hochschulen bundesweit zur Spitzengruppe: Wir haben über 33 Prozent Professorinnen und viele Frauen im Mittelbau.

Hat die Beziehung zwischen Mentee und Mentorin oder Mentor hierarchische Strukturen?
Es darf kein Arbeits- oder Dienstverhältnis bestehen. Die Mentee soll die Richtung und das Tempo der Mentoring-Beziehung vorgeben. Die Mentorin und der Mentor verstärken und beschleunigen. Das ist ein Gewinn für beide Seiten.

Wie viele Mentees sind bisher Professorinnen geworden?

Über die Hälfte. Wenn man Gastprofessorinnen dazu zählt, sind es fast drei Viertel. Aus der jeweiligen Mentee-Gruppe entsteht im Laufe der Zeit ein Netzwerk. Sie unterstützen sich sehr intensiv.

Kommt es auch vor, dass eine Mentee sich nach dem Mentoring-Programm entscheidet, nicht Professorin zu werden?
Ja, und das ist ebenfalls ein Gewinn! Mir geht es nicht nur darum, dass viele Mentees Professorinnen werden. Im Rahmen von Karriereentwicklung ist es wichtig, Entscheidungen zu treffen, beispielsweise sogar zu sagen: „Ich will mich weiter im freien Kunstgeschehen behaupten“ oder „Ich möchte ein eigenes Institut gründen“.

 

Aviva Berlin
Die Universität der Künste ist Vorreiterin: Mentoring in Kunst und Kultur
Anja Kesting
Datum: 12.12.2002
http://www.aviva-berlin.de

Der erste Mentor war ein Mann, Freund und Förderer von Odysseus. Er wachte über sein Haus und Hof als Odysseus auf Reisen ging. Damals gab es also auch schon das old-boys-network... ... und heute schachert sich das "starke Geschlecht" immer noch gegenseitig die Jobs zu.

"Bei dieser Stelle haben wir dich nicht durchgebracht, aber die nächste ist deine, oder wir schreiben die Stelle so aus, dass sie auf dich zugeschnitten ist", sagt Adrienne Goehler, Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, das undurchschaubare Geflecht der Herren, die sich untereinander alle mal einen "Gefallen" schulden.

Frauen bleiben draußen, kommen bei diesem Geschachere nicht vor. Gibt es eigentlich funktionierende Netzwerke zwischen Frauen oder ist ihr Arbeitsleben durch Stutenbissigkeit geprägt? Eine rhetorische Frage? Bei weitem nicht. Damit dieser Zustand nicht so bleibt, hat die Universität der Künste Berlin (UdK) als erste Hochschule bundesweit ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen. So sollen erstmalig Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen mit dem Berufsziel "Professorin an einer Kunsthochschule" gezielt in Netzwerke eingeführt und bei der Karriereplanung von ihren MentorInnen, ProfessorInnen der UdK, systematisch beraten werden. Ganz nach dem Vorbild von Athene, Schutzgöttin der Kunst und Wissenschaft, die in Gestalt eines Mannes Telemachos, dem Sohn von Odysseus, als erste weibliche Mentorin zur Seite stand.

Das Besondere bei diesem Konzept sind die Teilnehmenden: Künstlerinnen aller Sparten und Wissenschaftlerinnen mit fachlicher Nähe zur Bildenden Kunst, Gestaltung, Darstellenden Kunst, Theater oder Musik treffen auf ProfessorInnen aus der Hochschullandschaft. Daraus ergibt sich eine Symbiose: Die einen geben Erfahrungen und Insiderwissen weiter und profitieren aber auch von den jüngeren Mentees, die sich bereits in der zeitgenössischen Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsszene positioniert haben, aber noch nicht an der Kunsthochschule etabliert sind.

Initiatorin des Mentoring-Programms, Dr. Sigrid Haase, Frauenbeauftragte der UdK, zeigte sich überrascht über die große Resonanz der Ausschreibung. Über hundert Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, nicht nur aus Berlin, sondern bundesweit, bewarben sich als Mentee für die zehn freien Stellen. "Die Begeisterung ist groß. In Ihren Bewerbungsschreiben schlagen die Mentees ungewöhnliche Maßnahmen vor, die im Mentoring-Programm an einer Kunsthochschule entwickelt werden können", freut sich Dr. Sigrid. Haase bei der Präsentation des Programms am 5. Dezember 2002 in der UdK.

Frau darf auf die Ergebnisse gespannt sein, die in einem Jahr von MentorIn und Mentee präsentiert werden. Dass sich nicht nur in den oberen Führungsetagen, sondern auch in den Köpfen der Frauen, etwas ändern muss, zeigt das Ergebnis einer internen Studie unter Studentinnen: 96 Prozent von ihnen geben als Berufziel "Professor an einer Kunsthochschule" an. Erschreckend! Deshalb sollte das Mentoring-Programm der Universität der Künste Schule machen, so dass in den nächsten Jahren bundesweit an Hochschulen Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen in diesem Sinne gefördert werden.

Weitere Informationen sind unter www.mentoring.udk-berlin.de erhältlich. Aviva Berlin.

 

Tagesspiegel
Mit Mentor auf dem Weg. Die UdK startet ein Förderprogramm für Frauen
Juliane von Mittelstaedt
Datum: 09.12.2002

Mentoring ist in Mode und doch schon 2800 Jahre alt. Seine Renaissance erlebt es derzeit leicht abgewandelt in Bereichen der Politik ("Fördern und Fordern") und da, wo es herkommt: in der Wissenschaft. Die Idee individueller geistiger Gönnerschaft ist mithin nicht neu, aber in Zeiten knapper Ressourcen so aktuell wie nie.

Laut Homer war Mentor ein griechischer Held und Freund von Odysseus. Als der Ithaka Richtung Troja verließ, vertraute er Mentor seinen Sohn Telemachos an. Der erste Mentor war also ein Mann, und diese Tradition hielt sich fast 2800 Jahre. Allerdings haben die männlichen Förderer eines übersehen: Die Göttin Athene schlüpfte wiederholt in die Gestalt des Mentor und verhalf Telemachos zu Erfolg. Ist der Ur-Mentor also eigentlich eine Frau? Homer schweigt sich dazu aus. Aber klar ist: Nicht nur Telemachos wäre ohne seinen Mentor nicht bis Pylos gekommen, sondern auch die moderne Frau kann von solchem Beistand profitieren.

Doch das antike Verhältnis zwischen väterlich-belehrendem Mentor und Schützling - das gehört mittlerweile ins Geschichtsbuch, meint Sigrid Haase, Frauenbeauftragte der Universität der Künste (UdK). An die Stelle einer streng hierarchischen Beziehung setzt sie das Bild vom Tandem: Die Mentee, der in diesem Fall also weibliche Schützling, gibt Richtung und Ton an, und der Mentor strampelt. Eine Art Schicksalsgemeinschaft also, die gemeinsam vorankommen will. Diesem Prinzip folgt das neue Mentoring-Programm der UdK für Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen -"Berufsziel Professorin an einer Kunsthochschule".

Zwar ist an der UdK immerhin jeder fünfte Professor eine Professorin - aber der akademische Lorbeer hängt noch immer für viele Frauen zu hoch. Daher der Modellversuch, der aus dem Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre kofinanziert wird. Mit ihrem Lieblingsbegriff von der "Geschlechterstereotypen-Kompetenzvermutung" beschreibt Susanne Ahlers, Staatssekretärin für Arbeit und Frauen, das Repräsentanzproblem. Auch Ex-Kultursenatorin Adrienne Goehler, Festrednerin bei der Taufe der Mentees, sieht das ungeschriebene "Dazwischen" bei Berufungsverfahren als (frauen-) limitierenden Faktor an. "Beziehungserforschungsprozess" müsse das Mentoring daher eigentlich heißen. Das Geheimnis dieses "Dazwischen" werden die Mentoren nun lüften.

Die "professoralen Paten und Patinnen" führen die Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aller Sparten gezielt in Netzwerke ein und beraten bei der Karriereplanung. Ist das neu? Wenn nicht, dann auf jeden Fall rar - und daher begehrt: Über hundert Interessierte haben sich auf die erste Ausschreibung hin beworben, elf "Tandems" wurden für die einjährige Pilotphase besetzt. Homer würde vermutlich sagen: für den langen Weg nach Pylos.

 

Berliner Zeitung
Zum Lehrstuhl geleitet
Datum: 28.11.2002

Die UdK hilft Frauen, Professorin einer Kunsthochschule zu werden.
Als erste deutsche Kunsthochschule startet die Universität der Künste (UdK) Berlin ein Mentoring -Programm für Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, das sie dem Berufsziel "Professorin an einer Kunsthochschule" näher bringen soll. Finanziell unterstützt wird die Universität dabei vom Berliner Programm zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen in Forschung und Lehre. Darin ist die Erhöhung des Anteils von Professorinnen als wichtigstes Ziel definiert.

Für die erste Runde des Mentoring -Pogramms haben sich mehr als 120 Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen aus dem In- und Ausland beworben. Die Teilnehmer des Programms werden von Professorinnen und Professoren der Universität der Künste betreut. "Sie werden unterstützt und beraten, um sich auf eine Professur an einer Kunsthochschule bewerben zu können", sagt Jörg Kirchhoff, Pressesprecher der UdK. Sie lernen unter anderem, die richtige Strategie für ihrer Karriere zu finden, Anfangsfehler zu vermeiden, Kontakte zu knüpfen; sie können zudem ihre ersten Lehrerfahrungen sammeln.

Die öffentliche Auftaktveranstaltung findet am Donnerstag, 5. Dezember 2002, 14 Uhr, im Kammersaal der UdK, Fasanenstr. 1 B, statt. Die ehemalige Berliner Kultursenatorin und jetzige Kuratorin des Hauptstadtkulturfonds, Adrienne Goehler, wird den Festvortrag "avanti populae" halten. (BLZ)

 

"arbeitsmarkt BILDUNG KULTUR SOZIALWESEN 36/02", Wissenschaftsladen Bonn
Chancen für Künstlerinnen

Die Universität der Künste in Berlin (UdK) sucht über eine Anzeige in der "Zeit" vom 22.August 2002 zwischen Oktober 2002 bis September 2003 weibliche Mentees für ein "Mentoring-Programm in Kunst und Kultur" mit dem Berufsziel, Professorin an einer Kunsthochschule zu werden. Die zeitlich begrenzte, professionelle Beziehung zu einer Mentorin oder einem Mentor aus der Professorinnen- und Professorenschaft der UdK wird durch ein Rahmenprogramm und den Zugang zu relevanten Netzwerken ergänzt. Teilnehmen können Künstlerinnen, die sich an herausragender Stelle im künstlerischen Umfeld positioniert haben, und habilitierte bzw. sich habilitierende Wissenschaftlerinnen sowie Juniorprofessorinnen.

Schriftliche Bewerbungen sind bis zum 16.September 2002 zu richten an die Universität der Künste Berlin, Büro für Gleichstellungspolitik und Mentoring, Dr. Sigrid Haase. Postfach 120544, 10595 Berlin. Ein Bewerbungsformular und nähere Einzelheiten zu den Inhalten des Förderprogramms kann unter www.mentoring.udk-berlin.de heruntergeladen werden.

 

Textarchiv der Berliner Zeitung, Feuilleton
Nicht ohne meinen Mentor
Annette Keck
Datum: 19.07.2002


Erfahrene Berater für Studenten: Was in anderen Ländern bereits normal ist, verbreitet sich auch an deutschen Universitäten.
Als Vera Pohle mit 35 Jahren anfing an der TU Berlin Erziehungswissenschaften zu studieren, war sie hoch motiviert. Über den Paragrafen 11 des Berliner Hochschulgesetzes hatte es sie an die Universität verschlagen - ohne Abitur, dafür mit Ausbildung und langer Erfahrung als Erzieherin. Allerdings: Ans Lernen war sie nicht mehr gewöhnt, sie musste ihr Studium und einen Job von 20 Wochenstunden unter einen Hut bringen und kannte den Unialltag nicht.

Ein Brief ihrer Universität machte sie auf ein Mentoring-Programm aufmerksam, in dem Dozenten Studenten im Grundstudium persönlich beraten und begleiten. Vera Pohle wurde der Gruppe von Helga Marburger, Professorin für interkulturelle Erziehung, zugeteilt. Mehrere Male trafen sich die sechs Studenten bisher mit ihrer Mentorin. In den Sitzungen klärt Helga Marburger Fragen wie: "Warum kann ich im 2. Semester kein Hauptseminar besuchen?" und "Was ist der Unterschied zwischen einem Haupt- und einem Proseminar?". Die Dozentin gibt auch persönliche Ratschläge. Um Vera Pohle die Wahl der Nebenfächer zu erleichtern und mögliche Berufsfelder aufzuzeigen, wies sie die Studentin auf eine Veranstaltung hin, bei der Geisteswissenschaftler ihren Beruf oder ihr Unternehmen vorstellten. "Ich habe da erst einmal gesehen, in welchen Bereichen Geisteswissenschaftler überhaupt tätig sind", sagt Vera Pohle.

Fester Punkt in der Anonymität
Mentoring-Gruppen wie an der TU sind die Ausnahme. Normalerweise findet Mentoring zwischen zwei Personen statt. Ein erfahrener Berater (Mentor) unterstützt und fördert seinen jüngeren, unerfahrenen Schützling, Mentee genannt, vor allem durch die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen. Manche Mentoren führen ihre Mentees in Netzwerke ein und nehmen sie auf Veranstaltungen mit. Mentoren erhalten keine Bezahlung.

Die Idee stammt aus den USA, wo das Mentoring seit den 70er-Jahren praktiziert wird. Mittlerweile bieten auch in Deutschland Unternehmen, Parteien, Vereine, Berufsverbände und Universitäten Mentoring-Programme an. Das Mentoring an der TU Berlin wird ohne zusätzliche finanzielle Mittel und Kapazitäten von sechs Dozenten durchgeführt. "Wir möchten den Studenten Orientierung und ein kontinuierliches Feedback geben", sagt Rebekka Orlowsky, eine der Initiatorinnen. "Sie studieren dann effektiver und schneller." Außerdem wirkt sich das Programm positiv auf das Klima aus. Die Mentoring-Gruppe ist für Vera Pohle ein "fester Treffpunkt in der Anonymität der Uni" geworden. Zwischen ihr und der Dozentin entstand ein Vertrauensverhältnis. In erster Linie profitieren natürlich die Mentees von den Gesprächen. Aber auch für Mentoren lohnt sich der Zeitaufwand. "So erfahre ich die Meinung der Studenten über meine Veranstaltungen, etwa ob das Niveau zu hoch ist", sagt Helga Marburger.

Die meisten Mentoring-Angebote im universitären Bereich kommen Frauen zugute. Es gibt Mentoring für Frauen, die eine universitäre Laufbahn anstreben und Programme zur Förderung von Frauen in naturwissenschaftlich-technischen Fächern. Andere Programme von Hochschulen haben zum Ziel, den Studenten einen Einblick in die Berufswelt zu ermöglichen und ihnen den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Dazu gehört das Mentorinnennetzwerk "Meduse" der Universität Essen. Es vermittelt kostenlos Kontakte. Dabei achtet die Koordinatorin Renate Klees-Möller darauf, dass sie den Mentees eine Mentorin zur Seite stellt, die in dem Bereich arbeitet, für den sich die Mentee interessiert. Darüber hinaus bietet "Meduse" aber auch ein Training für beide an - für Mentees beispielsweise Kurse über Selbstpräsentation und für Mentorinnen Workshops zur Vorbereitung auf die neue Aufgabe, aber auch Veranstaltungen, die sie aus beruflichen Gründen interessieren. Meduse" ist ein Angebot nur für Frauen. "Empirische Studien belegen, dass Frauen zwar hoch qualifiziert die Universitäten verlassen, aber schlechtere Einstiegschancen in den Beruf haben als Männer, weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen und als Berufsanfänger nicht so hohe Positionen bekleiden", begründet es Renate Klees-Möller. Finanziert wird "Meduse" durch die Universität und das Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalens.

Die Rolle der Chemie
Eine der Studentinnen, die durch "Meduse" den Kontakt zu einer Mentorin aufbauen konnten, ist Eszter Belinszki. Die 29-Jährige studierte Wirtschaft und Sozialwissenschaften und promoviert gerade. Sie möchte Unternehmensberaterin werden. Dazu will sie Informationen über Beruf und Branche aus erster Hand erhalten, aber auch herausfinden, ob ihre Fähigkeiten und Kenntnisse überhaupt dazu passen. Ihre Mentorin Birgit Henrichfreise arbeitete in einer Unternehmensberatung, bevor sie sich in ihrem Beruf selbstständig gemacht hat. Einmal im Monat setzen sich beide zusammen und diskutieren über Fragen wie: "Welche Unternehmen sind die wichtigsten in der Branche?" und "Wie akquirieren die Berater neue Aufträge?"

Als ihre Mentee sich um eine Praktikumstelle bewerben wollte, versorgte Birgit Henrichfreise sie mit Namen und Adressen von Personalreferenten. Sie begutachtete Bewerbungsschreiben und bereitet auf Vorstellungsgespräche vor. "Ich weiß, wie wichtig es ist, für Fragen der Karriereplanung einen Ansprechpartner zu haben", sagt sie. Beide haben vereinbart, ihre Gespräche auch nach dem Ende des Mentoringjahres fortzuführen. "Die Chemie zwischen uns stimmt einfach", sagt Eszter Belinszki. Dies ist vielleicht das Wichtigste für eine erfolgreiche Mentoring-Beziehung.

Persönliche Förderung
Die Idee des Mentoring stammt aus den USA, wo es seit den 70er-Jahren praktiziert wird. Auch im deutschsprachigen Raum findet es immer größere Verbreitung. Neben Unternehmen, Parteien und Verbänden haben auch Universitäten Mentoring-Programme, vor allem zur Förderung von Chancengleichheit für Frauen.

Eine Auswahl: Die Universität Bremen bietet ein Mentoring-Programm für Informatikerinnen. Die Universität der Künste fördert akademische Karrieren mit dem Programm "Berufsziel: Professorin". Mentoring-Programme finden sich an den TUs Berlin und Clausthal. "Mentoring Deutschschweiz" fördert in Bern, Basel, Freiburg, Luzern, St. Gallen und Zürich Akademikerinnen.

In ihrem Buch "Mentoring. Persönliche Karriereförderung als Erfolgskonzept" zeigt Nele Haasen, welche Bedingungen für den Erfolg des Mentoring nötig sind (Heyne Verlag, 2001, 9,95 Euro). Quelle: www.BerlinOnline.de © 2001 G+J BerlinOnline GmbH & Co. KG, 13.09.2002

 

Tagesspiegel
Geschlechterrollen kann man verlernen
Sigrid Haase
Datum: 07.12.2001

Die UdK beleuchtet das Verhältnis von Mann zu Frau Man wird nicht als Frau geboren, sondern zur Frau gemacht. Wie das geht, können alle Interessierten seit nunmehr drei Jahren in „Gender Talks“ an der UdK mit unterschiedlichen Referentinnen und Referenten diskutieren.

Doch an der UdK wird nicht nur über Gender geredet. Seit dem Sommer gibt es für Studierende Gender Trainings als Blockveranstaltungen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für das „(Un-)Doing Gender“ sensibilisieren sollen, also dafür, wie Geschlechterrollen erlernt und auch wieder verlernt werden können. Außerdem wird geübt, alltägliche Situationen unter Gender-Aspekten zu analysieren. Ein Schwerpunkt ist dabei die Frage: Was heißt Gender im Kontext der verschiedenen Fach- und Geschlechterkulturen der UdK?

Eine weitere Besonderheit an der UdK ist ihr Mentoringprogramm, mit dem die Chanchengleichheit von Frauen in Kunst und Wissenschaft vorangetrieben werden soll, damit die Zahl der Professorinnen wächst. Die UdK ist bundesweit die erste Kunsthochschule, die versucht, herausragende Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen mit Unterstützung von Mentorinnen ihrem Berufsziel „Professorin an einer Kunsthochschule“ näherzubringen. Dabei ist Mentoring nur eine der drei Säulen des Programms: Die beiden anderen sind Training und Networking. Das Mentoring-Programm startet mit einer einjährigen Pilotphase. Über eine öffentliche Ausschreibung werden Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen gesucht, die als Mentees an dem Programm teilnehmen möchten. Im kommenden Sommersemester wird das Programm einem Fachpublikum vorgestellt, im Jahr darauf beginnt die Umsetzung.

Mehr Informationen sind den Jahrbüchern der Frauenbeauftragten „Musen & Mythen“ zu entnehmen (unter Telefon 3185 – 2714 erhältlich). Sie dokumentieren die gleichstellungs- und hochschulpolitischen Aktivitäten und Diskurse zu Gender sowie Interviews mit ausgewählten Persönlichkeiten des künstlerischen und kulturellen Feldes.